October 25, 2024

Das Krisenjahr 2020:6 Entwicklungen, die Hoffnung versprechen

Es ist Zeit, ein letztes Mal auf 2020 zurückzublicken. Was verbindest du mit 2020? Krisen, soziale Distanzierung, Lockdowns? Ein Rückblick kann Schmerzen verursachen. Es kann — muss es aber nicht. Neben all den Schwierigkeiten, mit denen die Gesellschaft im vergangenen Jahr konfrontiert war, gab es auch positive Entwicklungen. Einige davon resultierten aus Nebenwirkungen der Krise, andere passierten einfach, gingen aber in der Flut negativer Nachrichten unter, obwohl sie direkt vor unserer Nase saßen und sich direkt auf unser Leben auswirkten. Schauen wir uns das Jahr 2020 noch einmal an und fangen wir an, sie zu schätzen.

1. Menschen sehen ihre unmittelbare Umgebung in einem neuen Licht

Was machst du, wenn du wirklich nichts tun kannst? Kinos sind geschlossen, Kneipen auch, Essen gehen ist nicht möglich und auch ein gemütliches Beisammensein mit Freunden zu Hause ist nicht möglich. Die Menschheit erlebte eine Situation, die vor dem Jahr 2020 fast undenkbar war. Und die Leute wurden kreativ. Sie entwickelten verschiedene Bewältigungsmechanismen, die ihnen halfen, die Lockdowns zu überstehen. Nachdem sie endlos ferngesehen, stundenlang im Internet gesurft und Bananenbrot gebacken hatten, was schließlich an Attraktivität verliert, wurden die Menschen aus ihren Häusern gezogen — in den meisten Fällen zumindest unter Einhaltung des Sicherheitsabstands. Sie verbrachten ihre Zeit damit, lange Spaziergänge zu machen, Sport zu treiben und alles zu tun, was an der frischen Luft erlaubt war. Sie erkundeten Straßen in ihrer eigenen Nachbarschaft, die ihnen noch nie zuvor aufgefallen waren. Sie zogen von Schaufenster zu Schaufenster und betrachteten die ausgestellten Waren mit gebremster, jugendlicher Neugier. So lernten die Menschen ihre unmittelbare Umgebung wieder kennen und schätzen — mit all den Möglichkeiten, die sie ihnen bietet. Wir hoffen, dass diese neue Bindung zwischen den Menschen und ihrer unmittelbaren Umgebung auch nach der Pandemie bestehen bleibt.

2. Autos im neuen Gewand: gefällt es uns?

Autos sind seit Jahrzehnten ein großes Problem in unserer Gesellschaft. In Zeiten von Sperrungen und sozialer Distanzierung nahm das Auto plötzlich eine völlig neue Rolle ein. Neben Gehen und Radfahren war es eine sichere Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln, bei denen die Menschen in unmittelbarer Nähe zueinander von A nach B gelangen. Wer das Infektionsrisiko deutlich reduzieren wollte, griff lieber zu den Autoschlüsseln — auch wenn Studien zufolge, der öffentliche Verkehr stellte keine so große Gefahrenquelle dar, wie zunächst angenommen wurde. Ein weiterer Pluspunkt: Das Auto brachte uns auch in unserer Freizeit sicher zu verschiedenen Wanderzielen. Autos sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, sie vermitteln Status und stehen für einen selbstbestimmten Lebensstil. Leider wird der öffentliche Diskurs über den motorisierten Individualverkehr oft unter extremen Gesichtspunkten geführt: Freiheitsliebende Individualisten versus Verzicht verherrlichende Ökologen. Die Pandemie hat uns gelehrt, dass wir diese Debatte vielleicht ändern wollen. Wir sollten Autos nicht von den Straßen verbannen. Wir sollten vielmehr über eine effizientere und fairere Nutzung sprechen. Deshalb glauben wir, dass Shared Mobility — also Carsharing, Leihroller, Citybikes & Co. — mittel- bis langfristig im Zuge der Corona-Krise deutlich an Beliebtheit gewinnen wird. In Sachen Nachhaltigkeit sollten wir uns in Zukunft genau überlegen, ob wirklich jeder Haushalt ein eigenes Auto braucht — 2019 zählte Österreich 566,1 Autos pro 1.000 Einwohner. Das neue Motto lautet: Teilen statt Besitzen! Denn genauso ist es mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Wer sich an Hygiene- und Abstandsregeln hält, geht bei der Nutzung von Shared-Mobility-Angeboten kein zusätzliches Risiko ein.

3. Krise als Sprungbrett für neue Visionen

Obwohl der erste Lockdown die Gesellschaft schwer getroffen hat, haben Visionäre, Start-ups und Unternehmen begonnen, ihre Lehren zu ziehen und die Krise als Sprungbrett für neue Entwicklungen und nachhaltigere Maßnahmen zu nutzen. So ist beispielsweise die Digitalisierung im Einzelhandel im letzten Jahr stark vorangeschritten — zahlreiche Unternehmen, die zuvor nicht online vertreten waren, haben einen eigenen Online-Shop eingerichtet oder bieten ihre Waren/Dienstleistungen auf einer etablierten Plattform an. Andere Unternehmen erwägen, die Krise zu nutzen, um die Unternehmensmobilität zu optimieren — mehr dazu unter dieser Blogartikel. Wir haben festgestellt, dass die Krise auch ihre positiven Seiten hatte, insbesondere wenn es um längst überfällige Veränderungen geht. Alte Routinen wurden durchbrochen, tief verwurzelte Systeme wurden neu konzipiert und neu erfunden. Mit etwas Mut können moderne, innovative Lösungen und Konzepte, die schon länger in der Schublade lagen, gerade jetzt eingeführt werden.

4. Amerika ist wieder großartig

Egal, ob Sie Demokrat oder Republikaner sind oder der Politik in den USA völlig neutral gegenüberstehen, in einer Sache sind sich (fast) alle Nicht-Amerikaner einig: Trump als Präsident war eine Katastrophe. Zuletzt hat er dies durch sein schlechtes Verhalten in Bezug auf Corona bewiesen — die Auswirkungen der Pandemie in den USA waren so schlimm und schwerwiegend wie in kaum einer anderen Nation. Wir erinnern uns auch daran, dass Trump neben zahlreichen anderen Eskapaden wie dem Aufruf zum Ansturm auf das Kapitol den Austritt der USl aus dem Pariser Abkommen, dem wichtigsten Klimaschutzabkommen der Welt, initiierte. Die Trump-"Ära“ ist nun vorbei — und mit Joe Biden hat ein Nachfolger sein Amt angetreten, der macht an seinem ersten Tag im Amt den Austritt aus dem Abkommen rückgängig und strebt sogar Klimaneutralität mit den USA an.

5. China soll 2060 CO2-neutral werden

Nicht nur der neue US-Präsident hat große Klimaziele. China als weltweit größter Emittent von Treibhausgasen (verantwortlich für ein Viertel der globalen Emissionen) hat sich ebenfalls eine Zieldatum für Klimaneutralität. Auf einer Generalversammlung der Vereinten Nationen erklärte Präsident Xi Jinping, er wolle dieses Ziel bis 2060 erreichen — der Wendepunkt sollte spätestens 2030 sein. Von da an werden die Emissionen stetig sinken. Es wird kritisiert, dass die Dekarbonisierung der chinesischen Wirtschaft nicht sofort einen Gang höher geschaltet wird. Angesichts der verheerenden Klimaszenarien, mit denen wir alle in einigen Jahrzehnten konfrontiert sein werden, kann es sich China nicht leisten, bis 2030 wie gewohnt weiterzumachen. China sollte sich an den EU-Mitgliedstaaten orientieren, die sich auf Klimaneutralität bis 2050 geeinigt haben. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob es der EU in den kommenden Jahren tatsächlich gelingt, die notwendigen Grundlagen für eine vollständige Dekarbonisierung zu legen.

6. Die Krise schweißt uns zusammen — Regionalität boomt

Wer hätte gedacht, dass Sie vor 2020 jemals dafür gefeiert werden würden, einen Lieferservice in Anspruch zu nehmen? So ändern sich die Zeiten. Weil die Krise die Menschen viel stärker für das Thema Regionalität sensibilisiert hat. Plötzlich war es wichtig, lokale Restaurants, Geschäfte und Produzenten zu unterstützen — denn ohne die Einnahmen aus Take-Away- und Lieferservices hätten wir eine viel größere Konkurswelle erlebt, als wir es leider in einigen Gebieten erlebt haben. 2020 war eine Katastrophe für den Einzelhandel, aber das Umdenken hat den Schaden in geringem Maße wettgemacht. Langfristig wird die Branche stark davon profitieren. Und auch im zwischenmenschlichen Bereich hat uns die Krise zusammengeschweißt — es gab Hilfsaktionen, Spenden und gegenseitige Unterstützung in den unterschiedlichsten Bereichen, weder politisch noch wirtschaftlich motiviert. Und das ist ein gutes Zeichen: Wenn Zusammenhalt das ist, was die Gesellschaft braucht, sorgen die Menschen dafür. Wir helfen uns gegenseitig, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Bildnachweis: Bild von Öffentliche Firma von Pixabay

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