Der Modalsplit stellt die Hauptindikatoren für Verkehrsplaner und Mobilitätsberater dar. Es ist für sie wahrscheinlich genauso wichtig wie das Bruttoinlandsprodukt für jedes einzelne Land der Welt. Aber was bedeutet dieser beliebte Fachbegriff eigentlich? Und wie wird er berechnet? Im Folgenden geben wir einen Überblick und weisen auf die damit verbundenen Probleme hin.
Der Modalsplit ist der wichtigste Indikator für die Optimierung des Verkehrs im Hinblick auf ökologische, soziale und wirtschaftliche Anforderungen. Er wird beispielsweise in der Stadtplanung und bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitskonzepten eingesetzt. Der Modal Split zeigt die prozentuale Verteilung des Verkehrsaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel in einem definierten Gebiet. Es zeigt, wie die Nutzer auf die verschiedenen Verkehrsträger aufgeteilt sind. Die zugrundeliegende Metrik ist die Anzahl der Fahrten oder manchmal auch die zurückgelegten Personenkilometer, was zwar genauer ist, aber auch mehr Interpretationsspielraum bietet. Auf diese Weise wird das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung des jeweiligen Gebietes mit einem möglichst einfachen Kennwert abgebildet — die Grundlage für die Einführung und Analyse von Verkehrs- und Raumplanungsmaßnahmen.
Umfragen werden durchgeführt, um den Modalsplit zu berechnen — Stichprobengröße, Stichprobenauswahl und Erhebungstyp sind jedoch nicht klar definiert. Eine Variante bestünde beispielsweise darin, Haushalte nach dem Zufallsprinzip aus dem Bevölkerungsregister auszuwählen und sie telefonisch zu kontaktieren — eine andere Methode wäre, die Haushalte flächenweise zu kontaktieren.
Hinsichtlich der Tiefe einer Modal-Split-Umfrage wird zwischen dem bimodalen Split und dem deutlich komplexeren multimodalen Split unterschieden. In diesem Zusammenhang werden verschiedene Verkehrsmittel als „Verkehrsträger“ bezeichnet. Bei der bimodalen Aufteilung wird ausschließlich zwischen dem öffentlichen Personennahverkehr und dem motorisierten Individualverkehr unterschieden, wohingegen die multimodale Aufteilung viel mehr Möglichkeiten bietet. Bei der multimodalen Aufteilung werden die verschiedenen Verkehrsmittel ebenfalls in den beiden Kategorien dargestellt — und zwar so detailliert, wie es für die Aussagekraft der Statistik oder im Sinne des Kunden erforderlich ist. So ist es beispielsweise möglich, Carsharing und Park & Ride in die Statistik aufzunehmen.
Vertrauen Sie keiner Statistik, die Sie nicht selbst modelliert haben — unsere Überschrift sollte weniger eine Kritik am Konzept des Modal Split selbst sein, sondern eher eine Warnung. Der Modalsplit ist eine Kennzahl, deren Messung individuell interpretiert werden kann. Das bedeutet zum einen, dass verschiedene Statistiken aus unterschiedlichen Quellen nicht wirklich miteinander vergleichbar sind — und dass jeder seine Analyse so modellieren kann, dass die daraus resultierende Statistik für seine Pläne von Vorteil ist. Wie bereits erwähnt, ist nicht nur offen, welche Werte in den Statistiken enthalten sind — sondern auch, wie sie gemessen werden. Aufgrund unterschiedlicher Erhebungsmethoden können große Qualitätsunterschiede zwischen verschiedenen Erhebungen entstehen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass wir nicht jede Fahrt ausschließlich mit einem einzigen Verkehrsmittel durchführen. Die multimodale Aufteilung gibt uns die Möglichkeit, auch dies abzubilden — aber je detaillierter die Darstellung, desto komplexer wird sie. Je nach den gestellten Fragen können die Ergebnisse der Umfragen von Befragten zu Befragten sehr unterschiedlich sein. Angesichts des Hintergrundwissens, dass der Modalsplit großen Spielraum für unterschiedliche Interpretationen bietet, ist es umso wichtiger, ein bestimmtes Modell mit den zugehörigen Parametern auszuwählen und alle zukünftigen Erhebungen exakt auf die gleiche Weise durchzuführen, dieselben Faktoren zu berücksichtigen und so eine kontinuierliche Datenqualität und Zuverlässigkeit zu gewährleisten.
Von Oktober 2013 bis Oktober 2014 wurde in Österreich eine große Mobilitätsumfrage durchgeführt. Warum beziehen wir uns auf solche „alten“ Daten? Eine österreichweite Umfrage ist äußerst komplex und dient eher dazu, mittel- bis langfristige Veränderungen nachzuvollziehen, als aktuelle Umstände zu vermitteln. „Österreich unterwegs 2013/2014“ war die erste Datenerhebung zur österreichweiten Mobilität seit 1995 — und ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Die Umfrage wurde per Post inklusive Vorankündigung durchgeführt und fand in ganz Österreich statt. Von den rund 65.000 befragten Haushalten nahmen mehr als 18.000 teil. Die Qualitätssicherung wurde extern durchgeführt. Die Umfrage ergab, dass an Arbeitstagen in Österreich fast jede zweite Fahrt als Fahrer im motorisierten Individualverkehr — also als Fahrer eines Autos, Motorrads oder ähnlichem — unternommen wird. Nur etwa 12% der Fahrten wurden als Passagiere unternommen. Im Durchschnitt legten die Österreicher 36 km zurück und benötigten dafür etwa 70 Minuten pro Arbeitstag.
Im Zuge der Mobilitätserhebung „Österreich unterwegs 13/14“ wurden unter anderem die wichtigsten Verkehrsträger im Werktagsverkehr untersucht. Besonders interessant sind beispielsweise die Unterschiede zwischen Wien und den eher ländlich geprägten Bundesländern Burgenland und Kärnten. Während in Wien 25% der Fahrten zu Fuß und ebenso viele mit dem Auto zurückgelegt werden, werden in Kärnten 62% der Fahrten als Kraftfahrzeugführer zurückgelegt. Nur 17% des Verkehrsaufkommens in Kärnten machen aktive Mobilität aus, d. h. mit dem Fahrrad (13%) oder zu Fuß (4%). Ein Vergleich mit einem Modalsplit auf der Grundlage der zurückgelegten Kilometer wäre interessant — der Eindruck würde auf jeden Fall an Klarheit gewinnen.
Ein Modalsplit kann jedoch auch viel komplexer strukturiert werden — hier wird beispielsweise der Modalsplit im Werktagsverkehr pro Fahrtzweck angezeigt. Es ist deutlich zu erkennen, dass gerade im Zusammenhang mit der Arbeit der Anteil der Autofahrer eindeutig überwiegt. Das Fahrrad wird eher in der Freizeit oder in der Schule/Ausbildung genutzt.
Ein Modal-Split kann jedoch auch Aufschluss über die Wahl des Verkehrs nach (beruflicher) Tätigkeit oder beispielsweise nach Geschlecht oder Alter geben. Auch hier ist es besonders interessant festzustellen, dass Erwerbstätige den Großteil ihrer Fahrten mit dem Auto verbringen. Das Problem ist, dass nur sehr wenige von ihnen als Passagiere reisen. An dieser Stelle könnte ein Shared-Mobility-Programm eingeführt werden, um die Anzahl der Autos auf den Straßen zu reduzieren. Weitere Details und eine Vielzahl zusätzlicher Statistiken zur österreichischen Mobilität finden Sie im Ergebnisbericht — hier herunterladen: https://www.bmk.gv.at/themen/verkehrsplanung/statistik/oesterreich_unterwegs/berichte.html
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Quellen: Titelbild von Elviss Railijs Bitans von Pexel