In einem unserer letzten Blogartikel haben wir darüber gesprochen, dass die Corona-Pandemie der perfekte Ausgangspunkt für positive Veränderungen in Ihrem Unternehmen ist. Skeptisch? Lesen Sie Corona als Kickstart für ein Mobilitätskonzept für Unternehmen hier! Am Ende des Artikels haben wir auch das betriebliche Mobilitätsmanagement angesprochen. Wir möchten heute tiefer eintauchen und erklären, welche konkreten Schritte und Maßnahmen Sie in Ihrem Unternehmen ergreifen können, um nachhaltige Verkehrsmittel für Ihre Mitarbeiter zu fördern. Jede Maßnahme hat unterschiedliche Vorteile und sollte zum Mobilitätskonzept als Ganzes passen. Mit unserem neuen UpScore Mobility Audit helfen wir Ihnen, den Status Quo Ihres Unternehmens zu analysieren und die vielversprechendsten Maßnahmen auszuwählen.
Lassen Sie uns zunächst einige Mobilitätsarten unterscheiden. Jeder Modus hat seine eigenen Merkmale und je nachdem, ob Sie aktive Mobilität, Elektromobilität, die gemeinsame Nutzung von Autos oder den öffentlichen Verkehr fördern möchten, sollten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.
Zur aktiven Mobilität gehört alles, was durch Muskeln angetrieben wird: Gehen, Radfahren, Skateboarden, theoretisch sogar Springen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Treibhausgasemissionen liegen nahe Null (wir müssen beispielsweise die Emissionen berücksichtigen, die bei der Herstellung eines Fahrrads anfallen), ein aktiver und gesunder Lebensstil wird gefördert und der Verkehr wird reduziert. Aber auch die Nachteile liegen auf der Hand: Lange Strecken können nicht zurückgelegt werden, das Wetter hat einen großen Einfluss und es sind bestimmte minimale physische Bedingungen erforderlich. Ziel sollte es sein, diese Art der Mobilität zu fördern, wo und wann immer dies möglich ist, sofern dies angemessen ist. Vor allem die „erste und letzte Meile“ ist für aktive Mobilität geeignet.
Was E-Mobilität angeht, stehen wir trotz des Hypes um E-Scooter noch ganz am Anfang — und die Frage ob solche Fahrzeuge einen Fortschritt in der nachhaltigen Mobilität darstellen, ist noch nicht abschließend geklärt: Wie nachhaltig ist die Herstellung, Montage und Entsorgung dieser Roller? Ersetzen wir andere Verkehrsmittel oder legen wir lieber zusätzliche Kilometer drauf, weil E-Scooter fahren Spaß macht?
Gerade weil die Elektromobilität noch in den Kinderschuhen steckt — und weil der Mobilitätssektor für innovatives Handeln bekannt ist — können wir mit einigen Veränderungen in diesem Bereich rechnen. Arbeitgeber können einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung tun — zum Beispiel, indem sie ihren eigenen Fuhrpark elektrifizieren oder ihren Mitarbeitern Sharing-Konzepte anbieten. Das österreichische Start-up Blitzangriff hat hier eine einzigartige Lösung gefunden. Es bietet Unternehmen einen Pool an E-Scootern inklusive Service vor Ort, vorhersehbaren Fixkosten und Firmenbranding. Für Arbeitgeber war es wahrscheinlich noch nie einfacher, ein komfortables Transportmittel für kurze Strecken bereitzustellen, das auch Spaß macht.
Könnte der schlechte Ruf des Autoverkehrs das Zünglein für eine nachhaltigere Mobilität sein? Die Antwort lautet eindeutig: Ja! Denn es ist nicht das Auto selbst, das unserem Planeten schadet — es ist die Art und Weise, wie wir es nutzen. Solange es für viele von uns immer noch selbstverständlich ist, dass wir auf unseren täglichen Fahrten zur und von der Arbeit alleine in unseren Autos unterwegs sind, werden die Emissionswerte nicht wesentlich sinken. Es ist Zeit für eine Schicht — und als Arbeitgeber können Sie einen großen Beitrag leisten: Fördern Sie die gemeinsame Nutzung von Autos!
Wir leben in der Angst vor einer Pandemie und folglich sind die Nutzung und Beliebtheit des öffentlichen Verkehrs nicht unbedingt auf einem Rekordhoch. Dies wird sich jedoch ändern, sobald wir uns wieder ohne Angst vor einer Infektion unter den Menschen bewegen können. Langfristig sollte das Ziel darin bestehen, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel — insbesondere in städtischen Unternehmen — zu fördern.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die einzelnen Mobilitätsarten zu fördern. Es ist wichtig, die Belegschaft von Anfang an mit ins Boot zu holen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Sie sollten die Mitarbeiter nicht unter Druck setzen — schließlich ist Pendeln private Zeit. Vielmehr sollten Sie ihnen nachhaltige Mobilität schmackhaft machen — und hier sind einige Beispiele, wie das funktioniert.
Machen Sie es Ihren Mitarbeitern so einfach wie möglich, nachhaltig zu pendeln. Dies kann beispielsweise durch die Anpassung der Arbeitszeiten an die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsmittel oder durch die Einführung flexibler Arbeitszeitpläne geschehen. Sie können interne und externe Besprechungen auch an den öffentlichen Verkehr anpassen — wer weiß, vielleicht beginnt einer Ihrer Partner, Ihre Richtlinien zu übernehmen. Regelmäßige Werbung für das Home-Office ist ein weiteres Beispiel: Das Pendeln findet überhaupt nicht statt. Aufgrund der Corona-Krise wissen Sie wahrscheinlich bereits, welche Abteilungen für das reguläre Home-Office in Frage kommen.
Organisatorische Maßnahmen sind oft mit niedrigen Kosten verbunden. Sie stellen daher leichte Ergebnisse beim Übergang zu einer nachhaltigen Unternehmensmobilität dar, sofern keine internen Hindernisse bestehen.
Nachhaltige Mobilität sollte nicht nur einfach, sondern auch lohnend sein — und die Belohnung sollte direkt vom Arbeitgeber kommen. Es ist also an der Zeit, über ein Belohnungssystem mit sinnvollen Anreizen nachzudenken. Nutzlose Leckereien, die sofort in der Tonne landen, kommen nicht in Frage.
Ein Belohnungssystem kann einfach implementiert werden mit dem Carployee App, zum Beispiel. Eine Radsport-Kampagne kann auch motivierend wirken — die Mitarbeiter erfassen mit einer App, welche Kilometer sie mit dem Fahrrad zurückgelegt haben, und erhalten danach Prämien. Eine weitere Idee: die Einführung von Parkgebühren, die vom Arbeitgeber in Form von Ermäßigungen auf Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel zurückgezahlt werden.
Die Projekt rk GmbH setzte in ihrem betrieblichen Mobilitätskonzept hauptsächlich auf Anreizmaßnahmen — unter anderem gab es jährliche Einmalzahlungen an Mitarbeiter mit besonders nachhaltigem Mobilitätsverhalten und ein Fahrgemeinschaftsprogramm. Zusätzlich wurde Carsharing eingeführt, um Nachfragespitzen abzudecken. Mit diesen Maßnahmen erzielte das Unternehmen eine jährliche CO2-Einsparung von 20 t!
Ihre Mitarbeiter waren vielleicht schon lange bereit, auf nachhaltiges Pendeln umzusteigen — aber sie hatten einfach noch nicht die richtige Infrastruktur oder den richtigen Fuhrpark. Eine Mitarbeiterbefragung könnte zeigen, dass die Belegschaft Infrastrukturmaßnahmen wie eine E-Ladestation oder elektrische Firmenwagen begrüßen würde. Auch die Möglichkeit des Carsharings wird oft gerne angenommen — vor allem, wenn die Autos auch für private Zwecke genutzt werden dürfen. Manchmal erfordert eine positive Veränderung auch eine vergleichsweise kleine Tat — die Einrichtung eines kleinen Fahrradparkplatzes in der Nähe des Gebäudeeingangs oder eine Personaldusche zur Erfrischung nach einer schweißtreibenden Fahrradtour.
Infrastrukturmaßnahmen könnten erhebliche finanzielle Investitionen erfordern. Eine ernste Angelegenheit, die jedoch von den Arbeitnehmern und der Öffentlichkeit gleichermaßen gewürdigt wird. Schauen Sie sich im Zweifelsfall die langfristigen Kosteneinsparungen an.
Die IHK Darmstadt Rhein Main Neckar setzte auf einen Mix aus hauptsächlich infrastrukturellen Maßnahmen: Sie führten ein modernes Parkraummanagementsystem ein, richteten eine Mitarbeiterdusche ein, optimierten die Reiseinformationen für Besucher und finanzierten ein Jobticket für den öffentlichen Verkehr. Das Ergebnis: Der motorisierte Individualverkehr ging um 40% zurück, der Anteil der Radfahrer stieg um 7% und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel nahm um ganze 20% zu.
Schärfen Sie das Bewusstsein für nachhaltige Unternehmensmobilität mit speziellen Aktionen und Kampagnen. Das kann ganz einfach sein — in Form von Informationsmaterial, das im gesamten Firmengebäude verteilt wird. Ihr Team kann aber auch kreativ sein — Fahrradwettbewerbe, Faltrad-Testaktionen, Quizfragen mit einem Preis, ein unternehmensweiter E-Mobilitätstag oder ein Tag im öffentlichen Verkehr. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, das einzige, was Sie beachten sollten, ist, das Interesse Ihrer Mitarbeiter zu wecken, ohne zu viel Druck zu haben.
Die Sympathex Technologies GmbH hat auf der Grundlage einer umfassenden Analyse ein eigenes Mobilitätskonzept entwickelt. Ein wichtiger Teil davon war die Kampagne „Mit dem Rad zur Arbeit“, bei der die Teilnehmer zwischen April und September an mindestens 20 Tagen mit dem Fahrrad zur Arbeit radeln müssen, um an einer Verlosung mit attraktiven Preisen teilzunehmen. Darüber hinaus wurden Fahrgemeinschaften gefördert, Fernfahrten optimiert und Öko-Taxis für sich wiederholende Fahrten angeboten. Dies führte zu CO2-Einsparungen von 95,3 t pro Jahr.
Die Fallstudien stammen aus Leitfaden für betriebliches Mobilitätsmanagement der deutschen Mittelstandsinitiative für Energiewende und Klimaschutz.
Wir hoffen, wir haben Ihnen einen Eindruck davon vermittelt, wie betriebliches Mobilitätsmanagement aussieht und wie Arbeitgeber zu nachhaltiger Mobilität und Klimaschutz beitragen können. Im nächsten Artikel werden wir uns mit dem berüchtigten Modal Split befassen und Ihnen zeigen, warum selbst kleine Änderungen große positive Auswirkungen auf die Mobilität der Mitarbeiter und die Umwelt haben können.
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